Bureau Johannes Erler – Der Satz

Der Satz

Überraschung: Als ich neulich die neue ADC Mitglieds-Urkunde zugestellt bekam, stolperte ich über einen mir sehr bekannten Satz.

Autor

Johannes Erler

Kategorie

Allgemein

Datum

28.12.2018

Vor ein paar Tagen kam ein Umschlag vom ADC mit der Post und darin die neu gestaltete Mitglieds-Urkunde. Der ADC – für alle, die es nicht wissen – ist der Art Directors Club Deutschland, eine Art Standesvereinigung kreativer Kommunikationsberufe. In den ADC kann man nicht eintreten. Man wird vorgeschlagen und muss sich dann bewerben. Im ADC sind rund 700 Kreative organisiert. Manche sind sehr stolz darauf, Mitglied im ADC zu sein. Manche sind auch schon wieder ausgetreten, so ist das eben in Vereinen. Auf der Urkunde steht, dass ich seit dem 08.08.2000 ADC-Mitglied bin. Auch schon ganz schön lange.

Auf der Website steht über den ADC: »Der Art Directors Club für Deutschland ist ein unabhängiger Verein mit dem Ziel, exzellente kreative Kommunikation zu finden und zu fördern.«. Das ist von mir. Als wir mit einer Gruppe von Designern im letzten Sommer das Erscheinungsbild des ADC neu gestalteten, habe ich auch die Grundsätze des ADC neu formuliert und am Ende (gemeinsam mit Peter Hirrlinger, Heinrich Paravicini und Jan Spading) so lange daran herumgezuppelt, bis sie den verschriftlichten, gedanklichen Unterbau unseres Vereins bilden. Zum Beispiel das ADC Manifest.

Gleich der erste Satz in diesem Manifest ist mir besonders wichtig. Er lautet: »Kommunikation ist das wichtigste Bindemittel zwischen uns Menschen. Durch Kommunikation werden Botschaften, Wünsche, Erwartungen und Gefühle ausgetauscht. Ohne Kommunikation würden wir einander nicht erreichen und nicht verstehen.«.

Als wir also im letzten Sommer am neuen ADC-Erscheinungsbild arbeiteten, und ich begonnen hatte, die Grundsätze zu formulieren, war dies gleich der erste Satz, den ich schrieb. Weil er formuliert, woran ich in meinem Beruf glaube, und warum ich denke, dass das, was ich mache, gelegentlich sinnvoll ist.

Ich dachte damals nicht wirklich daran, dass dieser Satz durchkommen würde. Der ADC stand zu diesem Zeitpunkt vor allem für den Begriff »Kreativität« – ein Wort, das ich kaum noch ertragen konnte, weil es mittlerweile alles und nichts bedeutet. Alle sind heute ja irgendwie kreativ, vom Hairstylisten bis zum Bundesbahnschaffner, und dieser eigentlich ziemlich gute Begriff ist in die Jahre gekommen. Er sollte nicht mehr allein für das stehen, was meinen Beruf als Kommunikationsdesigner ausmacht und wie ich gesehen werde möchte.

Kommunikation hingegen halte ich für relevant. Im Moment reden alle darüber, wie wichtig Kommunikation ist. Meistens übrigens dann, wenn sie mal wieder nicht funktioniert, also zuletzt ziemlich häufig. Irgendwie hat man gerade das Gefühl, wie lebten in einer Zeit babylonischer Sprachverwirrung. Eigentlich gute Zeiten für Kommunikationsdesigner sollte man meinen, weil wir ja wirklich ganz gut wissen, wie man Kommunikation so gestaltet, dass sie gesehen und begriffen wird. Deshalb schrieb ich also diesen Satz. Ich wollte, dass der ADC nicht immer nur für total witzige kreative Ideen steht. Ich wollte deutlich machen, worum es uns tatsächlich gehen sollte.

Der Satz hat dann eine kleine Karriere gemacht. Erst in unserer kleinen Arbeitsgruppe. Dann im Manifest, wie es heute auf der ADC Website zu finden ist. Und als wir am Rande der ADC Konferenz »Design Experience« das neue Erscheinungsbild vorstellten, stand der Satz groß und breit auf der Leinwand.

Lustigerweise habe ich aber erst wieder daran gedacht, dass dieser Satz tatsächlich von mir ist, als ich neulich die ADC Mitglieds-Urkunde erhielt – und auf der Urkunde der Satz klar und deutlich zu lesen ist.

Ich kann es nicht anders beschreiben: In diesem Moment war ich ein bisschen stolz. Der ADC ist nicht der wichtigste Club der Welt und meine Arbeit häufig alles andere, als relevant. Aber dass dieser Satz jetzt so deutlich vernehmbar in der Welt ist, daran kann nichts Falsches sein. Und wer diesen Satz genau so wichtig findet, wie ich, und Probleme hat, die eigene Kommunikation wirkungsvoll zu gestaltet, der weiß jetzt ja, wo ich zu finden bin.